Historie

Als sich die Stadt Blomberg in der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts über die spätmittelalterliche Stadtmauer hinaus ausdehnte, wurden zunächst die NeueTorstraße und als Verbindungsstraße zwischen dieser und der Heutorstraße die Gartenstraße bebaut. Gegen Ende des Jahrhunderts hatten hier offenbar so viele Schützen ein neues Zuhause gefunden, daß man zur Gründung eines neuen Rottes schritt.
In Anlehnung an den Straßennamen wurde das neue Rott ,Gartensträßler-Rott‘ genannt. Erst im Jahre 1953 erfolgte dann die Umbenennung des Rottes in Nelkenrott. Im Protokoll der Rottversammlung vom 13. Juni 1953 ist zu lesen: „Im weiteren Verlauf der Versammlung ergriff unser Leutnant (Hans Griese) das Wort und kam nochmals auf die durchgeführte Neubenennung unseres Rottes zu sprechen. Er betonte, daß wir mit diesem Namen allen anderen Röttern zuvorgekommen seien und es auch der Stolz des Rottes sei, den Namen unserer Stadt tragen zu dürfen.“Das Rott bezieht sich somit auf die Bezeichnung Blombergs als ,Nelkenstadt‘, was auf eine im 19. Jahrhundert in Blomberg existierende, auch international berühmte Nelkenzucht zurückzuführen ist.

Nach dem Ersten Weltkrieg war der aus Hannover stammende Böttcher und Destillateur Carl Beißner lange Jahre Hauptmann des Rottes. Nachdem Heinrich Brand (,Männe‘) im Jahre 1931 Vizekönig geworden war, gelang dem Rottmitglied Dr. Droegenkamp im Jahre 1933 der Königsschuß.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde auch das Nelkenrott wieder aktiviert. Daß dabei bisweilen auch ein ,Abholdienst‘ eingesetzt wurde, erwähnt das Protokoll der Rottversammlung vom 20. Juni 1953: „Leider mußte eine große Unpünktlichkeit vieler Schützen festgestellt werden. So erschien auch unser Gefreiter Fritz Kopp erst gegen 22.00 Uhr. Er bemängelte sofort die schlechte Stimmung. Diese war jedoch nicht auf die Getränke zurückzuführen -diese waren reichlich vorhanden- sondern auf die eben schon erwähnte Unpünktlichkeit. Schütze Kopp fühlte sich sodann gewogen, sich einen Liter Korn zu genehmigen. Er machte dann die Feststellung, daß der Schütze Kaiser noch nicht anwesend war. Daraufhin wurden die Schützen Ludwig Begemann und Ernst Lieneke beordert, diesen zu holen. Gegen 22.20 Uhr konnte sich Schütze KrÜser zutStelle melden. Gefreiter Kopp beantragte, die Fourierstelle neu zu besetzen und schlug gleichzeitig den Schützen Karl Pätzold vor. Dieser hatte sich jedoch schon in der letzten Rottversammlung bereit erklärt, für das leibliche Wohl der Kompanie zu sorgen. Anschließend zeigte sich unser Fourier seines Postens würdig, indem er uns 1a Gehacktes servieren ließ. Die Kompanie dankte es ihm nach dem Essen mit einem dreifachen ,Hoch‘.“

Das Rott- und Versammlungslokal des Nelkenrottes ist bis heute die Gaststätte Bürgerheim in der Gartenstraße. Hier wurde und wird beratschlagt und beschlossen, welche Aktivitäten das Rott durchführt. So auch der Schnatgang im Herbst des Jahres 1971, über den es im Protokoll heißt:

„Der Weg führte über den Eichenberg in Richtung Siekholz und zurück über den Bunerberg zu den am Bunerberg liegenden Obstplantagen. Hier wartete eine stramme Erbsensuppe auf die hungrigen Schützen. Da die Witterung kalt war, hatte man auch die Getränke dementsprechend gewählt. Es gab Tee mit Rum. An einem Lagerfeuer, das auch zur Erwärmung diente, wurde dann der Beschluß gefaßt, in jedem Jahr am Abend des ersten Ostertages, ein großes Osterfeuer anzuzünden, um der Blomberger Bevölkerung eine alte Tradition zu erhalten. Der Holzstapel soll vom Rott acht Tage vor Ostern aufgebaut werden.“

Und im nächsten Jahr wurde dieser Beschluß auch prompt umgesetzt.

„Das Osterfest 1972 stand vor der Tür. Es sollte sich nun beweisen, ob der Beschluß, der 1971 gefaßt wurde, nun doch zur Ausführung kam. Es wurden mit dem Besitzer des Grundstückes ,Paradies‘ Verhandlungen geführt, um hier ein Lagererfeuer aufbauen zu können. Das Rott erhielt die Genehmigung. Emsige Schützenbrüder sammelten das im ,Paradies‘ liegende Holz auf und bauten einen großen Holzstapel auf Ein Würstchen- und Getränkestand wurde auch errichtet. Am ersten Ostertage brannte abends ein großes Osterfeuer ab. Trotz schlechten Wetters war die Bevölkerung stark vertreten. “

Im Jahr darauf hatte das Rott beim Osterfeuer jedoch mit starker ,Sabotage‘ zu kämpfen. „Das Osterfest stand schon wieder bald vor der Tür. Man beschloß, einen großen Holzstapel auf dem Oberen Bruch aufzubauen. Acht Tage vor Ostern war wieder alles emsig bei der Arbeit. In diesem Jahr galt es, das Holz aus dem Walde zu holen. Durch den Sturm war genügend da. Am Abend war ein gewaltiger Holzstapel aufgebaut. Aber eine böse Überraschung wartete auf die Schützenbrüder des Nelkenrottes, als ihr überdimensionaler Holzstapel, der traditionsgemäß am ersten Ostertagabend abgebrannt werden sollte, von bösen Buben angezündet, schon am Sonnabend in hellen Flammen stand.

In spontanem Traditionsbewußtsein, wenn auch verbittert und verärgert, wurde noch in derselben Nacht der Notstand für das Nelkenrott ausgerufen, so daß schon am Ostermittag nach harter Arbeit … ein noch höherer Holzstapel aufgerichtet war. Lange Autoschlangen säumten die angrenzenden Straßen, und eine große Zuschauermenge wollte sich nicht das Schauspiel entgehen lassen, als das Osterfeuer 1973 angezündet wurde. Bis weit in die Nacht hinein wurde das Osterfest gefeiert, denn Bratrost und Marketenderwagen waren kein Raub der Flammen geworden.“

Im Jahre 1973 passierte, „was viele nicht glaubten, nach genau 40 Jahren hatte das Nelkenrott einen König. Der Schützenbruder Walter Preuß hatte den Königsschuß abgegeben.“ Er wählte sich Edelgard Buhrmester zur Königin, und der Stadtdirektor vollzog „als Wahrer der verfassungsmäßigen Rechte, als Hüter der Ordnung und als Hauptgemeindebeamter“ die Proklamation des Königspaares auf dem Marktplatz.

Schnatgänge, Frauenschnatgänge, Vergleichsschießen Männer – Frauen, Pokalschießen, Familienfeste und alle zwei Jahre eine größere Fahrt oder ein großes Fest gehören zum festen Veranstaltungskalender des Nelkenrottes. Im Jahre 1997 war es das Nelkenrott, das mit Michael Stammeier den tausendsten Schützen in das Alte Blomberger Schützenbataillon aufnahm.